Wasser ist Leben

Dank für die Förderung von WASSER IST LEBEN / OPERA BATAK

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Mit freundlicher Unterstützung von

  • Evangelische Kirchengemeinde Bad Neuenahr
  • Maike Lautenschütz, Köln (Pressearbeit)
  • Angelika Huber, Köln (Fotos)
  • Karlheinz Kögel, Stuttgart
  • Devi Panjaitan-Simatupang (DEL), Jakarta

 


 

Das Stück FRAUEN AM RANDE DES SEES schildert einerseits die legendäre Entstehung des Tobasees, andererseits werden aber auch die aktuellen Probleme und Konflikte um die Umweltzerstörung in der Region um den Tobasee angesprochen.

In der letzten Szene berichtet der Erzähler, er habe einen anonymen Brief über das Internet erhalten, und er trägt ihn vor:

 BRIEF AUS DER ZUKUNFT

„Ich lebe im Jahr 2050, bin 50 Jahre alt und fühle mich wie 85. Mir geht es nicht gut, ich habe Probleme mit dem Stoffwechsel und den Nieren, weil ich zu wenig Wasser trinke. Hier, wo ich lebe, gibt es keine Bäume und grüne Pflanzen mehr, weil es nicht mehr regnet. Und wenn es regnet, ist der Regen sauer. Infektionen in Magen und Darm, auf der Haut und im Harn sind heute die häufigsten Todesursachen. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 35 Jahren. Ich habe wohl nicht mehr lange zu leben, denn ich bin der Älteste in meiner kleinen Welt.

1185731_519869334762587_1432972588_nAls ich fünf war, war alles ganz anders. Es gab noch Bäume im Wald und Blumen auf der Weide. Keiner glaubt mir heute mehr, dass wir Wasser im Überfluss für Hof und Garten hatten. Wir konnten noch im Wasser spielen und in Seen baden. Heute reinigen wir uns mit Einweg-Handtüchern. Frauen und Männer müssen sich das Haar kahl scheren, um unsern Kopf ohne Wasser reinigen zu können. Wir waschen keine Kleidung mehr, wir werfen sie einfach weg. „Don’t waste water – verschwende kein Wasser“ – keiner  gab damals etwas auf dieses Motto, weil niemand glauben wollte, dass Wasser jemals versiegen könnte. Der Vorrat an Wasser in Regenwäldern und Gletschern war schier unerschöpflich.

Heute sind die Gletscher geschmolzen, Flüsse und Seen ausgetrocknet oder verschmutzt, unwirtliche Sandwüsten umgeben uns. Früher konnte ich täglich acht bis zehn Glas Wasser täglich trinken; heute wird der Arbeitstag mit einem Glas Wasser entlohnt. Wer nicht arbeitet, erhält nur ein halbes Glas Wasser; ansonsten ernähren wir uns von synthetischen Lebensmitteln.

Der Mangel an Regenwäldern und Bäumen hinterlässt ein Loch in der Photosynthese: Sauerstoff ist Mangelware; darob verringern sich die geistigen Fähigkeiten der Menschen. Missgeburten bei Kindern nehmen rapide zu. Nur die Machteliten erhalten Atemgeräte, die Sauerstoff erzeugen. Der Bürger zahlt Steuern für die Luft, die er verbraucht. Wo es noch Wasserquellen gibt, werden sie von bewaffneten Streitkräften bewacht. Wasser ist wertvoller als Gold oder Edelsteine; Wasser ist ein Machtfaktor.

Wälder und Wasser kommen nur noch in den Märchen vor, die ich meinen Enkeln erzähle. Und wenn sie mich fragen „Wo ist denn das schöne Wasser?“ schnürt es mir die Kehle zu. Denn meine Generation hat die Warnungen in den Wind geschlagen und so getan, als ob diese Welt nur uns gehört und wir sie ohne Nachteile für unsere Nachkommen einfach ausrauben können.

Ich fühle meine Schuld und leugne sie gleichzeitig, weil ich mich hinter dem Streit der wissenschaftlichen Mietmäuler verschanze; in Wirklichkeit schäme ich mich über mein unverantwortliches Handeln, das den Kampf gegen die Ausbeutung der Erde gescheut hat. Manchmal wünsche ich mich zurück in jene Zeit, in der wir noch eine Chance hatten, unsere Erde für unsere Kinder lebenswert zu bewahren.

Lebe wohl – welch ein Zynismus schwingt heute in dem Wort . . . “

Schluss Szene aus “Frauen am Rande des Sees”.

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Was geht uns der Tobasee an?

Der Tobasee ist ein 87 km langer und 27 km breiter See im Norden der indonesischen Insel Sumatra. Das Niveau des Sees liegt 905 Meter über dem Meeresspiegel und mit einer Gesamtfläche von 1776,5 km2 ist er der größte Kratersee der Erde. Entstanden ist er in seiner heutigen Form durch die Eruption des Supervulkans Toba vor ca. 74.000 Jahren. Man geht davon aus, dass es sich dabei um den größten Vulkanausbruch der vergangenen zwei Millionen Jahre gehandelt hat.

Seit geraumer Zeit kämpfen am Tobasee die umliegenden Regionen mit einer Reihe von Umweltproblemen.

  • Die Abholzung der Wälder im Umland des Sees hat zur Erosion von Hängen und Erdrutschen geführt, sowie zu Ungleichgewichten im Wasserhaushalt des Sees, insofern als durch den Rückgang der Waldfläche, die als Wasserreservoir für den See dient, die Menge an zugeführten Wasser entsprechend abnahm. Das führte zum Absinken des Wasserspiegels und zum Vorrücken des Ufers seewärts.
  • Die Auswirkungen der Entnahme von Wasser zum Betrieb eines Wasserkraftwerkes am Fluss Asahan, der sich aus dem Tobasee speist, sind schwer abzuschätzen, tragen aber tendenziell eher zur weiteren Verschlimmerung der Ungleichgewichte im Wasserhaushalt bei.
  • In den letzten Jahren hat die Überfischung der natürlichen Fischbestände zu einem starken Rückgang der heimischen Arten geführt. Dem steht das hohe Wachstum der kommerziellen Fischzucht nicht-heimischer Arten in Netzgehegen gegenüber, wovon zudem eine hohe Umweltbelastung ausgeht (z.B. durch die dem Futter zugesetzten Antibiotika), die zu einer Minderung der Wasserqualität, so u.a. zum Rückgang des Sauerstoffgehalts des Seewassers geführt hat.
  • Die Wasserqualität leidet weiterhin unter der Einleitung von ungeklärten Abwässern aus Privathaushalten, Industrieben, sowie der Tourismusbranche und der Massentierhaltung, insb. der Schweinezucht.

Hauptleidtragender der sich verschlechternden Umweltbedingungen ist die örtliche Bevölkerung, und die Reaktionen ihrerseits sind auch nicht ausgeblieben. Schon in den in späten achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts formierte sich Widerstand gegen eine in dieser Zeit am Südostufer des Sees neu errichtete Fabrik zur Herstellung von Zellstoff für die Fertigung von Papier,  zur Deckung von deren Rohstoffbedarf es zur fortschreitenden Abholzung der umliegenden Wälder kam, oftmals ohne dass auf traditionelle Eigentums- und Landrechte Rücksicht genommen wurde.

Neben den Auswirkungen der Abholzung der Wälder führten der beträchtliche Schadstoffausstoß der Fabrik und die damit einhergehende erhebliche Luftverschmutzung zu einer starken Zunahme von Hautkrankheiten, sowie zu einem Rückgang des landwirtschaftlichen Ertrags. Dem Widerstand der Bevölkerung begegneten die Machthaber mit Einschüchterungs-versuchen, willkürlichen Festnahmen sowie einer Reihe von Gewaltakten. Bei Zusammenstößen zwischen der Bevölkerung in Nordsumatra und den Sicherheitskräften kam es zu Verletzten und Toten. Die Ausweitung der Proteste nach dem Ende des Soeharto-Regimes 1998 sowie die verstärkte Teilnahme auch auswärtiger zivilgesellschaftlicher Kräfte führten zur vorübergehenden Schließung der Fabrik im Jahre 2000. Inzwischen ist die Produktion jedoch wieder aufgenommen worden. Von den Ortsansässigen wird weiterhin oft beklagt, dass die Elektrizität, die durch das Aufstauen des Flusses Asahan, in einem Wasserkraftwerk gewonnen wird, nicht zur Deckung des Bedarfs der Bewohner um den Tobasee verwendet wird, sondern zum größten Teil für den Betrieb eines Aluminiumwerks, durch welches wiederum Schadstoffe in erheblicher Menge erzeugt und emittiert werden.

Angesichts der anhaltenden Spannungen zwischen Bevölkerung und Industrie, hat es seitens letzterer Bemühungen gegeben, auf die betroffenen Anwohner zuzugehen und, wenn möglich, verlorenes Vertrauen zurück zu gewinnen. So ist es zum Beispiel zu umfangreichen Wiederaufforstungs-maßnahmen von früheren Waldflächen gekommen, die zuvor für die Zellstoffproduktion abgeholzt worden waren. Von Kritikern wird jedoch entgegengehalten, dass die ursprüngliche Vielfalt des Baumbestands nicht wiederhergestellt wurde, da für die Neubepflanzung fast ausschließlich Eukalyptusbäume verwendet wurden.

Von Seiten des Betreibers der Aluminiumschmelze sind einige Maßnahmen zur Reduzierung der Umweltbelastung durchgeführt worden. Beispielsweise  werden die bei dem Schmelzvorgang entweichenden Dämpfe durch Filteranlagen geleitet und die entstehenden Abwässer in einer Kläranlage gereinigt. Zudem sind seitens des Unternehmens Gelder an die örtliche Bevölkerung geflossen, die für Stipendien sowie für den Betrieb von Berufsschulen, sozialen und religiösen Einrichtungen bestimmt waren. Doch auch hier ist schwer abzuschätzen, ob und inwieweit die Folgeschäden der Aluminiumverarbeitung hierdurch kompensiert werden können, bzw. ob solche Zuwendungen als Entschädigung für betroffene Personengruppen taugen.

In welche Richtung die Entwicklung gehen wird, inwieweit Grund zu der Hoffnung besteht, dass die bestehenden Probleme gelöst werden können, ist im Moment nur schwer zu prognostizieren. Die gegenwärtigen Schwierigkeiten der Tourismusbranche, in die so viele Hoffnungen gesetzt wurden und die in besonderem Maße auf einen „sauberen“ See angewiesen ist, geben zudem auf jeden Fall zu denken.

Es bleibt abzuwarten welche Wege letztlich gefunden werden, damit das Spannungsverhältnis zwischen der notwendigen Erhaltung der Ökosysteme einerseits und der nicht zuletzt auch von der örtlichen Bevölkerung erstrebten Fortentwicklung und Modernisierung der Region andererseits zumindest einen Teil seiner Schärfe verliert. Fragen des internationalen Klimawandels, der wechselseitigen Abhängigkeiten und der angemessenen Pflege sowie der Inschutznahme des „Überlebensmittels“ Wasser stehen hinter den regionalen Auseinandersetzungen, beleuchten aber beispielhaft auch Probleme in unseren Breiten.

Gerade was diesen Aspekt anbelangt, stellt die Region um den Tobasee mit der aktuellen Konfliktlage keine Ausnahme dar. Ganz im Gegenteil – bei eingehender Betrachtung gewinnt man zunehmend den Eindruck, dass es sich hier um einen Mikrokosmos handelt, in dem global vorkommende Phänomene in konzentrierter Form auftreten und auch ihre gegenseitigen Wechselwirkungen besonders gut beobachtet werden können.

Vielleicht besteht somit Anlass zu der Hoffnung, dass hier erfolgreich erprobte Lösungsansätze Beispielcharakter haben und auch auf andere Regionen und verwandte Problemstellungen übertragen werden können.

Und nun noch einmal zu der Ausgangsfrage: „Was geht uns der Toba See an?“

indonesien mit seinen Problemen scheint uns oft geographisch und mental weit entfernt. Doch tatsächlich leben wir heute in einer globalisierten Welt.  Zellstoff, Aluminium und die Zuchtfische aus dem Toba See sind zum größten Teil gar nicht für den heimischen Markt bestimmt, sondern gehen in den Export. Letztendlich zu uns als Verbrauchern in den Industrienationen, die für diese Produkte gut zahlen. Und was machen wir dann hier so mit mit den Produkten aus Aluminium und Zellstoff? Die allermeisten von uns haben mehrfach am Tag solche in der Hand: Zeitungspapier, Taschentücher, Deckel von Jogurtbechern, … Oft schmeißen wir diese Produkte nach kurzer Benutzung weg, und kaufen am nächten Tag dieselben neu ein.

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Save Lake Toba Community

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Die Save Lake Toba Community ist eine Organisation, mit Hauptsitz in Jakarta und Zweigstellen in Medan sowie am Toba See selbst, deren Unterstützerkreis in die Zigtausende geht und die sich zum Ziel gesetzt hat durch ein breitgefächertes Maßnahmenpaket die Umwelt in der Tobaregion zu schützen und die dortige Entwicklung zu fördern, nach dem Motto: “Clean up the Lake & Green up the Land”.

www.savelaketoba.org

Hier ein Link zu der Facebookseite der Community, die in Indonesisch verfasst ist:

Facebookseite Save Lake Toba Community

 

Annette Horschmann

Ein federführendes Mitglied der Save Lake Toba Community ist die Deutsche Annette Horschmann, die am Tobasee lebt,  dort verheiratet ist und zusammen mit ihrem Mann ein schönes Hotel direkt am Tobasee betreibt. 2010 erhielt sie vom Gouverneur einen Umweltpreis. Hier ein Video einer indonesischen Sendung, in der Annette Horschmann zu ihren Umweltschutz Aktivitäten interviewt wird. – In indonesischer Sprache.

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Link-Sammlung zum Thema Wasser ist Leben:

Zum Einstieg in das Thema:

  • Einen guten ersten Überblick zum Thema Wasser und Umwelt gibt der folgende kurze Film:

  • Sendung des WDR vom 30.7.2013 (ca. 45min): Wasser ist LebenQuarks und Co: Trinken – 10 Dinge, die Sie wissen sollten

 

Unterrichtsmaterial:

  • Vom BUND-Lemgo gibt es eine gute Zusammenstellung von Unterrichtsmaterialien zum Thema Wasser und Gewässer:

Links vom BUND-Lemgo zum Thema Wasser

  • Die Bundeszentrale für politische Bildung hat unter der Reihe „Themenblätter für den Unterricht“  2009 eine Broschüre zum Thema „Wasser -für alle!?“ zusammengestellt:

Link: Themenblatt „Wasser -für alle!?“ 2009

  • Für Grundschulen gibt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, gibt zum Thema „Wasser ist Leben“ Bildungsmaterialien heraus:

Link: „Wasser ist Leben“ für die Grundschule vom BMUB

  • Für Grundschule und Sekundarstufe I lässt sich Unterrichtsmaterial bei Brot für die Welt bestellen:

Link: Unterrichtsmaterial „LebensMittel Wasser“

  • Für 9-12 jährige sind Unterrichtsmaterialien mit dem Thema: „Wasser- Quelle des Lebens“ von Unicef erhältlich:

Link: Unterrichtsmaterial von Unicef: Wasser- Quelle des Lebens

  • Die Berliner Wasserbetriebe bieten viele verschiedene Unterrichtsmaterialien  zum Thema Wasser neben allgemeinen Informationen zum Umweltschutz  insbesondere auch zu Wasserwerken und Klärwerken.

Link: Unterrichtsmaterial der Berliner Wasserbetriebe

Virtuelles Wasser

Vielen ist gar nicht bewusst, das zur Produktion von Konsumgütern große Mengen Wasser, sogenanntes virtuelles Wasser benötigt werden. Unser Konsum kann also die Wasserknappheit in fernen Ländern verstärken oder gar auslösen. Informationen hierzu finden sich in den folgenden Quellen

  • Zum Thema „Virtuelles Wasser“ gibt die Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V. Informations- und Unterrichtsmaterialien heraus:

Link: Informationsmaterial „Virtuelles Wasser“

  • Information der Berliner Wasserbetriebe für Jugendliche:

Link: Info für Jugendliche zu virtuellem Wasser

  • Virtuelles Wasser die versteckte Wasserverschwendung – Information vom Bayerischen Fernsehen:

Link: Die versteckte Wasserverschwendung BR

Filme zum Thema Wasser:

  • Das Katholische Filmwerk stellt zum Thema: „Flow-Wasser ist Leben“ eine  Liste mit Filmen zusammen. Allein die Inhaltsangaben zu diesen geben einen umfassenden Überblick zur Problematik.

Link Filme: Flow Wasser ist Leben

  •  ARTE Dokumentation: arte: Chemie im Wasser – die unsichtbare Gefahr

Link: ARTE Chemie im Wasser

  • Filmbericht WDR Die Story Wasserknappheit Weltweit

Link: Film Die Story der Wasserknappheit Weltweit

 

Weitergehende Informationen:

  • MISEREOR machte auf die schlechte Wasserversorgung der syrischen Flüchtlinge in der libanesischen Bekaa-Ebene aufmerksam:

Link: Wassermangel bei syrischen Flüchtlingen

  • Weitere Informationen zum Thema Wasser von MISEREOR

Link: MISEREOR Hintergrund „Wasser“

  • Eine Ausstellung zum Thema Wasser ist Leben lässt sich ebenfalls bei MISEREOR bestellen:

Link: Ausstellung zum Thema „Wasser ist Leben“

  • Das Bundesministerium für Entwicklung und Zusammenarbeit beschreibt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit im Wassersektor:

Link: Aktivität des BMZ zum Thema Wasser

  • Die Unesco gibt jährlich einen Weltwasserbericht heraus:

Link: Weltwasserbericht der Unesco 2014

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