Kriminologe Pfeiffer sieht Computerspiele als Training für Dschihadisten und Ursache für die Attentate von Paris – eine Replik
Eigentlich habe ich geplant, nichts zu Paris zu sagen. Weil es nämlich in der Logik des Terrorismus liegt, die anschließende Hysterie und Medialisierung für seine Zwecke (und das ist der eigentliche Sinn von Terror) zu nutzen und dadurch das zu erreichen, was er will: Angst zu schüren, das Zusammenleben zu erschweren und eine Eskalation auszulösen.
Aber manchmal kann man nicht schweigen, vor allem dann nicht, wenn unser altbekannter Prof. Dr. Christian Pfeiffer das Wort ergreift und sich zu folgendem herab lässt. Originalgetreu aus der Meldung vom Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) entnommen:
„Die Terroristen könnten sich als virtuelle Figuren in Onlinespielen wie ‚World of Warcraft‘ an einem bestimmten Ort als Gruppe getroffen und die Anschläge in Paris geplant haben.“ Über Computerspiele zu kommunizieren, sei „clever“, da dieser Austausch nur schwer von Sicherheitsbehörden und der Online-Community kontrolliert werden könne. Spielergruppen hätten in Onlinespielen die Möglichkeit, sich von den übrigen Teams abzuschotten. Andere Gruppen seien oft abgelenkt und bekämen verdächtige Aktivitäten kaum mit. Das Spielen von gewaltverherrlichenden Computerspielen im Internet und auf Konsolen trage laut dem Kriminologen „zur Radikalisierung junger Muslime“ bei und führe zur Enthemmung beim Töten. Pfeiffer: „Es ist durchaus denkbar, dass die Attentäter von Paris vor den Anschlägen virtuell das Töten trainierten und sich daran berauscht haben.“ Wenn die Überwachung durch Sicherheitsbehörden und die Kontrolle der Spielercommunity versage, sei den Terroristen nur noch über die Vorratsspeicherung beizukommen.
Zunächst bin ich von einer Realsatire vom Postillion ausgegangen, bis sich erhärtet hat: es ist ernst gemeint. Ich finde es traurig, wie sich das letzte Institut und der unbedeutendste Hinterbänkler zwecks politischer Agendasetting (Vorratsdatenspeicherung) schamlos der Anschläge bedient, um populistisch die Welle zu machen. Scheinbar ist dem Kriminologen guter Rat teuer, denn kein Kommunikationsmanager hätte eine solche Strategie empfohlen. Der letzte Rest an Glaubwürdigkeit ist damit verspielt.
Merke: Auch Terroristen haben Spaß
Der Beitrag trotzt von Behauptungen und eindimensionalen Kausalzuweisungen ohne eine Spur von Belegen zu liefern. Gut zu wissen, dass wir nun World of Warcraft verantwortlich machen können für die Anschläge. Vielleicht ist ja auch der Bürgerkrieg in Syrien ausgelöst worden durch zu großem Konsum digitaler Spiele. Gegebenefalls empfieht sich eine Untersuchung, ob die ausgeprägte Gewalt der Sekte Boko Haram in Nigeria sich als Ausgeburt eines ominösen Counter-Strike-Clans erweist. Ach ja, wenn wir schon dabei sind. Warum nicht Call of Duty verantwortlich machen für den Irak Krieg I, II, und III, für „Afghanistan – denn sie wussten nicht, was sie tun“ wie auch für den Dauerkassenschlager „Al Qaeda in New York“. Nahostkonflikt? Terror in Burma (hier übrigens von militanten Buddhisten gegenüber Muslimen)? Unruhen in den USA? Wie konnten wir nur so blind sein und die wahren Ursachen nicht erkennen. Nimmt den Leuten die Games weg und auch noch den Fernseher, und dann ist alles wunderbar, keine Autobomben mehr, keine Gewalt auf den Straßen. Dank der Erkenntnisse des Kriminologen Professor Doktor Christian Pfeiffer aus Hannover. Fazit: Er will den Terror überwinden durch die Abschaffung digitaler Spiele. Wenn das nicht mal einen Friedensnobelpreis wert ist, ganz analog und mit Fliege.
Keine Sorge – das ist das reflexartige um sich schlagen eines Mannes, der seine „große Stunde“ vor mehreren Jahren hatte, als diverse Politiker dumm genug waren, sich vor den „Killerspiel-Karren“ spannen zu lassen. Und wer redet heute noch von dem Bullshit? Nicht mal mehr schlampig recherchierende, öffentlich-rechtliche TV-Sendungen wie damals Panorama oder Frontal21. Herr Prof. Pfeiffer spielt in der Meinungsbildung keine Rolle mehr und das nagt gewaltig an ihm. 😉
Eine sehr interessante aus meiner Sicht, Fiktion des Herrn Kriminologen Pfeiffer. Dass die Computerspiele Einfluss auf die Gewalttätigkeit von Jugendlichen hat ist wohl unbestritten, dennoch glaube ich nicht an den Einfluss an religiös bedingte Attentate. hier liegen die Ursachen wirklch woanders. Einerseits natürlich in der Chancenungleichheit und anderseits ebenso in dem relgiösen Fanatismus und der wird mit Sicherheit nicht über ein Spiel (egal welches) an Dritte übertragen! nur meine Meinung eben. LG Hannelore 🙂